
Eiswein-Ernte – Ein Geschenk des Winters
21. Januar 2025
Marisa D.
Weinwissen kompakt
Weinwissen kompakt
Im Januar, wenn der Winter seine eisigen Finger über die Landschaft legt, beginnt für einige Winzer oft eine ganz besondere Zeit: die Ernte des Eisweins. Es ist die Saison, in der nicht die Sonne, sondern die Kälte der Nacht über den Wein entscheidet.
Stellen Sie sich vor: Es ist mitten in der Nacht, der Boden ist hart gefroren und der Mond wirft sein silbernes Licht über die Weinberge. Die Trauben sind so gefroren, dass sie beim Pflücken ein leises, knackendes Geräusch von sich geben. Bei mindestens minus 7 Grad Celsius ziehen die Winzer warm eingepackt aus, um diesen edlen Tropfen zu gewinnen.
Was macht Eiswein so besonders?
Das Prinzip hinter der Eisweinernte ist einfach: Bei eisigen Temperaturen gefrieren die Trauben, wodurch das in den Beeren enthaltene Wasser zu Eis wird. Der Zucker in den Trauben bleibt jedoch flüssig. So wird eine sehr zuckerreiche und aromatische Traube geerntet, die beim Pressen einen konzentrierten, süßen Saft ergibt. Der Zuckeranteil liegt meist bei 25 bis 30 Prozent, kann aber auch bis zu 40 Prozent betragen – ein Wert, den man bei normalem Traubenmost nie erreicht.
Diese Trauben müssen schnell verarbeitet werden, da das gefrorene Wasser nicht tauen und in den Saft gelangen soll. Der Ertrag bei einer Eisweinlese ist also deutlich geringer als bei einer normalen Lese, weshalb Eiswein entsprechend hohe Preise hat.
Eiswein – Eine der höchsten Prädikatsstufen
Eiswein bildet die zweithöchste Prädikatsweinstufe, nur noch übertroffen von der Trockenbeerenauslese, die noch höhere Anforderungen an den Zuckergehalt in der Traube stellt. Ein typischer Eiswein ist süß, fruchtig und gleichzeitig frisch, mit einer eleganten, komplexen Struktur und einer intensiver Fruchtigkeit - und sie weist ein enormes Reifepotential auf! Aufgrund des hohen Zuckergehalts und der natürlichen Säure kann sich ein Eiswein über Jahre oder gar Jahrzehnte weiterentwickeln. Mit der Zeit entfaltet der Wein dann zusätzliche Aromen, wie Honig, getrocknete Früchte und nussige Noten, was Komplexität und Tiefe noch verstärkt.
Eiswein passt hervorragend zu fruchtigen Desserts wie Beerenmousse oder Obsttartes, aber auch zu Pâtisseries wie Millefeuille oder Macarons. Er ergänzt perfekt dunkle Schokoladenkreationen, wie Trüffel oder Schokoladenfondant. Ebenso harmoniert er mit gereiftem Käse, besonders Blauschimmelkäse wie Roquefort oder Gorgonzola, sowie nussigen Hartkäsen wie Comté oder Pecorino. Durch seine Vielseitigkeit bietet Eiswein eine ideale Ergänzung zu vielen süßen und herzhaften Genüssen!
Die Herausforderung der Eisweinernte
Für den Winzer ist die Eisweinlese jedoch nicht nur körperlich fordernd, sondern auch risikobehaftet. Nicht in jedem Jahr erfüllt der Winter die Voraussetzungen für eine Eiweinlese. Ein zu milder Winter macht eine Ernte unmöglich und die Trauben wurden in einem solchen Fall vom Winzer umsonst länger am Stock hängen gelassen.
Die Eisweinernte, die oft erst im Januar stattfindet, ist nicht nur ein außergewöhnliches Ereignis, sondern auch ein faszinierendes Beispiel dafür, wie eng der Weinbau mit den natürlichen Gegebenheiten und der jahreszeitlichen Entwicklung verbunden ist.
Und so ist ein Gläschen Eiswein mehr als nur Genuss – es ist ein Stück Natur, eingefangen in einem Fläschchen, das uns zeigt, wie der Winter seine schönsten Geschenke bereithält.